Michael Zorc hört auf
Einer der größten Borussen sagt tschüss! Sicher, Erling Haaland hat sich mit 85 Toren in 88 Pflichtspielen in die Herzen vieler Borussinnen und Borussen geschossen. So wurde Erl vor dem letzten Bundesligaspiel der vergangenen Saison gegen Hertha BSC auch mit großem Applaus verabschiedet. Jetzt schlägt der Norweger seine Zelte in England bei Manchester City auf. Nicht nur Applaus, sondern eine riesige Choreografie gab es dagegen für einen anderen Borussen, der nur den BVB als Verein kennt und jetzt von der großen Bühne abtritt: Michael Zorc. Der sonst so coole Dortmunder Sportdirektor schossen die Tränen in die Augen.
Wahnsinnige Titelsammlung
Jetzt ist es vorbei. Kein Wunder, dass Zorc wehmütig wurde, denn zwischen 1978 und 2022 gab es für ihn nur Borussia Dortmund. Seine glorreiche Karriere als Spieler begann nach seiner Zeit im schwarzgelben Nachwuchs am 24. Oktober 1981. Bei der 0:2-Niederlage in Bremen kam „Susi“, wie er von seinem Mitspieler Rolf Rüssmann wegen der lockigen Haarpracht genannt wurde, erstmals 30 Minuten Spielzeit in der Bundesliga. Aus der halben Stunde wurde 572 Profispiele für die Borussia. 159 Tore, zwei Meisterschaften, je einen Champions-League-, Pokal- und Weltpokaltitel heimste der gebürtige Dortmunder mit der Nummer acht ein und gewann somit alles, was es zu gewinnen gab. Genau zehn Jahre davon war Zorc der Kapitän und somit bei allen Erfolgen in den 1990ern Dortmunds Spielführer.
Vom Rasen ins Büro
Nach seinem Karriereende als Kicker folgte 1998 dann der nahtlose Übergang auf die Managerebene. Er gönnte sich nicht etwa eine Auszeit, schaltete mal ab oder versuchte sich in einem anderen Job. Michael Zorc blieb einfach weiter Borusse. Unter dem damaligen Manager Michael Meier war Zorc Sportmanager, seit 2005 war er als Sportdirektor für die Transfers des BVB verantwortlich. Die ersten Jahre waren schwierig. 2008 gab der frühere BVB-Spieler Michael Rummenigge bekannt, dass er mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über seinen Einstieg beim BVB verhandelt hatte. Es wäre das Ende von Zorc gewesen. Doch dazu kam es nicht und somit fädelte Zorc legendäre Verpflichtungen ein.
Transfer-König Zorc
Dazu gehört zum Beispiel der Schweiz-Bomber Alexander Frei oder der Transfer von Shinji Kagawa für eine gerade einmal 350.000 Euro aus der zweiten japanischen Liga. Ebenfalls großartig war der „Tausch-Deal“ von Sven Bender gegen Antonio Rukavina mit dem TSV 1860 München. Auch die Verpflichtung von Robert Lewandowski aus Polen geht auf Zorcs Konto. Zu all den großartigen Transfers kommt sein wohl größter Wurf: Trainer Thomas Doll wurde trotz des Erreichens des Pokalfinales 2008 entlassen, es übernahm Jürgen Klopp. Es begannen die wohl großartigsten Jahre für viele BVB-Fans. Eine junge, hungrige Mannschaft zusammen mit einem positiv verrückten Trainer wirbelte die Bundesliga und Europa durcheinander. Dazu sorgte Zorc auf der Abgangsseite für teils schwindelerregende Einnahmen: Rund 140 Millionen für Ousmane Dembélé, 60 Millionen für Christian Pulisic oder 85 Millionen für Jadon Sancho. Mit diesen Einnahmen sorgte er dafür, dass der BVB schon seit vielen Jahren und wirtschaftlich starken Füßen steht.
Klare Worte und herzhaftes Lachen
Aber nicht nur aus sportlicher Sicht wird er fehlen. Michael Zorc hinterlässt auch menschlich eine große Lücke. Zwar wirkte er hin und wieder grimmig und mürrisch, aber abseits der Kameras lacht Zorc häufig und dann gerne auch sehr laut. Und mit seiner schlagfertigen Art schützte er die Spieler und Trainer wann immer es nötig war. Hatte er aber das Gefühl, dass die Kicker auf dem Rasen nicht alles für seinen geliebten Ballspielverein geben, fand er dafür auch deutliche Worte.
Der größte Borusse aller Zeiten
Was auch immer in den letzten 44 Jahren geschah: Zorc war da. Ab sofort wird er fehlen. Viele Fans kennen die Borussia ohne den fast 60-Jährigen nicht. Helfen wird es, dass auch sein Nachfolger Sebastian Kehl ebenfalls ein leidenschaftlicher Borusse ist. Und dennoch: Mit Michael Zorc ist einer der größten Borussen, wahrscheinlich sogar der größte Borusse aller Zeiten, gegangen. Mach‘ es gut, Susi!