09 Geheimnisse über weltmeisterliche Borussen
Vor dem Start der Fußball-WM 2022 am 20. November blickt Borussini hinter die Kulissen. Wir verraten euch 09 Geheimnisse über weltmeisterliche Borussen, die ihr sicher noch nicht wusstet.
01 Spieler aus der legendären Mannschaft, die beim Wunder von Bern 1954 zum ersten Mal Weltmeister wurde, stand in Diensten von Borussia Dortmund: Heinrich Kwiatkowski. Der Torwart gab bei der WM sogar sein Länderspieldebüt mit der 3:8-Niederlage in der Vorrunde gegen den späteren Finalgegner Ungarn. Ansonsten musste er Toni Turek den Vortritt lassen. Fünf weitere Weltmeister hat der BVB zu bieten: Frank Mill 1990 sowie von 2014 das Quartett aus Roman Weidenfeller, Erik Durm, Kevin Großkreutz und Mats Hummels, wobei nur Letzterer beim Turnier zum Einsatz kam. Mit Matthias Ginter holte der BVB einen weiteren nicht eingesetzten Weltmeister vom SC Freiburg.
Wer 02 Jahre vor dem WM-Start für Borussia Dortmund gespielt hat und beim Turnier dabei ist, bringt dem BVB eine ordentliche Summe Geld ein. 10.300 Euro pro Tag gibt es für jeden Profi von der FIFA. Da kommt ganz schön was zusammen. Vom Beginn der Abstellungsperiode am 14. November bis zum Finale am 18. Dezember sind es 35 Tage. Ein Spieler, der es ins Endspiel schafft und im genannten Zeitraum von zwei Jahren komplett beim BVB unter Vertrag steht, würde dem Verein also 360.500 Euro einbringen. Insgesamt schüttet die FIFA 215 Millionen Euro an die Klubs aus.
In gleich 03 verschiedene Staaten dürfen die BVB-Profis reisen, die es nicht mit nach Katar schaffen. Singapur, Indonesien und Vietnam sind die Stationen auf Borussia Dortmunds Asienreise vom 21. November bis zum 1. Dezember. In jedem Land wird ein Testspiel gegen eine lokale Mannschaft ausgetragen. Auch Spieler aus der U23 und der U19 sollen dabei sein. Trainer Edin Terzic freut sich schon: „Im engen Takt der Spiele bleibt normalerweise kaum Zeit, um auf Auslandsreisen mit Land und Leuten in Berührung zu kommen. Das ist in diesem außergewöhnlichen Fall anders.“
Lautet die Rechnung 03 + 01? Mit einer starken WM wecken Fußballer das Interesse anderer Vereine. Auch der BVB war davon schon betroffen. So wechselte Jörg Heinrich eine Woche nach dem Aus der DFB-Elf im Viertelfinale 1998 zur AC Florenz – für eine Ablöse von 25 Millionen D-Mark, was ihn zum damals teuersten deutschen Spieler machte. 2006 sorgte David Odonkor ausgerechnet in Dortmund im Spiel gegen Polen mit seiner Flanke auf Oliver Neuville derartig für Furore, dass Betis Sevilla ihn nach acht Jahren beim BVB für 6,5 Millionen Euro verpflichtete. Der Paraguayer Nelson Valdez wurde 2010 für 3,5 Millionen Euro zu Hércules Alicante transferiert. Einige Fans sind besorgt, dass zu diesen dreien ein weiterer Name hinzukommen könnte: Jude Bellingham.
Den alleinigen Rekord mit 05 Treffern in einem WM-Spiel hält der Russe Oleg Salenko. Im letzten Vorrundenspiel gegen Kamerun bei der WM 1994 in den USA sorgte er zunächst per Hattrick für den Pausenstand von 3:0. In der zweiten Halbzeit erzielte er zwei weitere Tore, das sechste legte er seinem Zimmerkollegen Dimitri Radchenko auf. Die historische Leistung bemerkte der 24-Jährige gar nicht; die Durchsage des Stadionsprechers auf Englisch verstand er nicht. Salenko hat auch eine kleine Verbindung zum BVB: Am Nikolaustag 1995 war er mit den Glasgow Rangers in der Champions League im Westfalenstadion zu Gast, kam aber nicht zum Einsatz.
Am stärksten vertreten mit insgesamt 06 Akteuren war Borussia Dortmund innerhalb der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 1998 in Frankreich. Die Verteidiger Jürgen Kohler und Stefan Reuter sowie die Mittelfeldspieler Steffen Freund, Andreas Möller, Thomas Häßler und Jörg Heinrich waren mit dabei. Heinrich verließ den BVB nach dem Turnier, siehe 03 + 01. „Icke“ Häßler dagegen, gerade mit dem Karlsruher SC aus der Bundesliga abgestiegen, hatte erst eine Woche vor dem WM-Start den Vertrag bei Borussia Dortmund unterzeichnet. Keine gute Entscheidung, wie er später sagte.
Bei der vergangenen Weltmeisterschaft 2018 waren 07 Spieler dabei, die in Diensten des BVB standen. Die Bilanz fiel ernüchternd aus. Die deutschen Kicker mit Marco Reus flogen erstmals in der Vorrunde raus. Für Reus war es die erste WM und nach der EM 2012 erst sein zweites Turnier. Auch Lukas Piszczek schaffte es mit Polen nicht in die K.-o.-Runde. Das immerhin gelang den anderen fünf Borussen, die aber allesamt ihr Achtelfinalspiel verloren: der Portugiese Raphaël Guerreiro, Dänemarks Thomas Delaney, Shinji Kagawa mit Japan und die Schweizer Teamkollegen Manuel Akanji und Roman Bürki.
Ohne einen einzigen BVB-Spieler fanden bis heute 08 Weltmeisterschaften statt. Bei der ersten Auflage 1930 sowie 1950 war Deutschland nicht qualifiziert. 1934, 1938, 1962, 1974, 1978 und 2010 stand kein schwarz-gelber Borusse im Aufgebot des DFB oder von anderen Verbänden. Besonders bitter war das 1974 bei der ersten Weltmeisterschaft im eigenen Land. Nicht nur weil Deutschland am Ende den Titel gewann, sondern auch weil das Dortmunder Westfalenstadion extra für das Turnier gebaut wurde – die deutsche Mannschaft spielte dort während der WM allerdings nicht.
Borussia Dortmunds erster Nationalspieler war August Lenz, dem 09 Tore in 14 Länderspielen gelangen. Sein Debüt gab er am 28. April 1935 gegen Belgien. Zum 6:1-Sieg steuerte der „blonde August“ zwei Treffer bei. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wurde Lenz beim 0:2 gegen Norwegen eingesetzt, was das Aus in der Zwischenrunde bedeutete. Zu einer Weltmeisterschaft schaffte er es nicht, da die Nazis vor der WM 1938 die „großdeutsche Vereinigung“ mit dem österreichischen Nationalteam veranlassten. Heute ist Lenz’ Konterfei das Logo der Fangruppe „The Unity“.
Johannes Hülstrung